Horse and Harmony Concepts
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Praktikum auf einem Pferdeschutzhof

 

5 Tage auf einem Pferdeschutzhof vom 03.09.12 -07.09.12

 

Aufgrund meines Studiums der Pferdepsychologie und des so netten Sommerfestes, wo mein Pferd und ich zu Gast waren, um etwas vorzuführen, entschied ich mich, ein Praktikum auf diesem wirklich überaus schönen Pferdeschutzhof in Trittau zu machen. Ich wurde sehr herzlich empfangen und „aufgenommen“. Ich erhielt die für mich überaus wertvolle Chance, mit den Pferden vom Hof am Boden trainieren zu dürfen. Ich hatte die verschiedensten Pferde-Charaktere zur Auswahl, was die Arbeit so interessant machte.

Ich habe meine Erfahrungen mit den Pferden zusammengetragen und möchte diese mit euch teilen.

 

1. Herr Hummel, 28 Jahre

 

Mit Herrn Hummel habe ich jeden der 5 Tage begonnen. Der Kleine ist mir schon irgendwie ans Herz gewachsen 

 

Tag 1: Herr Hummel ist unruhig beim Putzen, er schlägt zwischendurch mit dem Kopf, scharrt mit den Hufen und kann teilweise nicht so gut still stehen. Zwischendurch aber konnte er das Putzen und die ihm zugeteilte Aufmerksamkeit genießen. Ich ignorierte das Scharren und das Kopf schlagen und putzte und streichelte entspannt mit ruhiger Atmung weiter.

Auf dem Reitplatz war er teilweise unsicher. Der Platz hat ein einer langen Seite eine Hecke, dahinter ein sprudelnder Teich, das war Herrn Hummel doch ziemlich unheimlich. Ich hatte einen Gymnastikball mit auf dem Platz, vor dem liegenden Ball zeigte er keine Angst, wohl aber vor dem prellenden Ball.

Ich empfinde Herrn Hummel als sehr „feines“ Pferd, also als ein Pferd, was mit zu viel Druck nicht umgehen kann und sofort Angst bekommen würde. Er braucht einen ruhigen ausgeglichenen Menschen an seiner Seite, der ständig seine Körpersprache und Ausdruck im Blick hat und ihn nicht schon mit zu viel eigener Körperenergie überfordert.

Mein Ziel für heute war es, dem Pferd Ruhe und Sicherheit zu vermitteln und Vertrauen aufzubauen. Das wollte ich durch viel streicheln mit den Händen und vielen Wiederholungen und „nur“ Schrittarbeit erreichen. An der Hecke arbeitete ich mit viel Annäherung und Rückzug, genauso mit dem Ball. Außerdem baute ich ein wenig Gymnastik in Form von Schulterherein auf der Volte ein.

 

Tag 2: Heute ist er schon viel ruhiger beim Putzen, nahezu OHNE Kopfschlagen. Ich freue mich riesig darüber. Auf dem Platz ist er noch unsicher an der Hecke, aber nicht mehr so stark wie gestern. Daran haben wir weiter geübt. Sogar vor dem prellenden Ball waren heute keine Anzeichen von Angst zu sehen. Heute habe ich ihn auch traben lassen . Er reagiert sehr gut auf Körperspannung und Atmung/Energie. Herr Hummel lernt heute, alleine eine 8 um 2 Hütchen zu laufen. Dabei ist er auf einer Hand etwas steifer. Er gibt sich Mühe und ist super durch stimmliches Loben und Pausen zu motivieren.

 

Tag 3: wirklich ruhiges und entspanntes Stehen beim Putzen. An der Hecke nur noch anfangs unsicher. Herr Hummel hat viel mehr Vertrauen, ich konnte ihm heute schon den Ball auf den Rücken legen! Die Acht war auch geschmeidiger. Außerdem geht er mit mir zusammen rückwärts an der Bande, während ich an seinem Bauch und teilweise an seiner Hinterhand stehe und dreht mir nicht den Kopf/Vorhand zu. Das Führseil hängt dabei durch. Er macht das wirklich so toll und lernt schnell. Wir „erarbeiten“ alles aber immer ganz in Ruhe mit vielen Pausen.

 

Tag 4: etwas Kopfschlagen beim Putzen, ruhiges Stehen. Den Ball konnte ich erneut auf den Rücken legen. Ich habe Herrn Hummel mit der Plane vertraut gemacht, auch davor hatte er keine Angst, und ich konnte ihm diese sogar über den Rücken legen. Er ist viel sicherer an der Hecke, wird zunehmend beweglicher in den Seitengängen. Ich habe heute später auch einfach mal das Führseil abgemacht, also frei mit ihm trainiert. Er hat so ohne Verbindung mit dem Seil die Hinterhand weichen lassen, ist bei Schritt-Trab-Schritt-Halt-Rückwärts-Übergängen an meiner Seite geblieben und auch in Volten. Wir haben das von links und rechts gemacht. Es ist immer wichtig, das Pferd von beiden Seiten führen zu können.

 

Tag 5: Heute war beim Putzen jemand über uns auf dem Heuboden, das beunruhigte Herrn Hummel doch sehr. Herr Hummel hat außerdem große Angst vor Treckern. Heute kam nun einer, um den Mist abzuholen. Aus dem Grund war er auf dem Platz auch unkonzentrierter, musste seine Umgebung genau im Blick behalten. Trotzdem hat er die Übungen gut gemeistert, trotz der Umstände heute. Da war ich ganz stolz auf ihn!!!

 

2. Bernie, Mini-Shetland Pony

 

Mit Bernie habe ich an 4 Tagen etwas gemacht.

 

Tag 1: Bernie ist ein verspieltes, aber auch extrem freches Pony. Beim Putzen hat er mehrfach versucht, mich zu beißen. Die Hufe gibt er gut, auch sonst steht er still beim Putzen und wirkt überhaupt nicht ängstlich. Auf dem Platz versucht er manchmal die treibende Position einzunehmen, möchte auch beißen und möchte absolut nicht weichen, weder rückwärts, noch seitwärts…auch bei dem Versuch, die Hinterhand weichen zu lassen tut er sich schwer. Er wirkt auf mich sehr dominant. Bernie lässt sich gut führen, zeigt keine Angst vor Plane und spielt Fußball. Allerdings lässt er sich nicht zu dem Ball von mir schicken, eher geht er von sich aus darauf zu und spielt gerne in meine Richtung, nimmt also wieder die treibende Position ein. Bernie lässt sich auch nicht longieren.

 

Tag 2: beim Putzen wieder Versuche zu beißen, vor allem, wenn ich auf der linken Seite vorne an seiner Schulter stehe. Natürlich korrigiere ich das Verhalten konsequent, Bernie muß lernen, den eigenen persönlichen Raum und Sicherheitsabstand zu respektieren und nicht zu überschreiten. Auf dem Platz wollte ich ihn rückwärts weichen lassen, für ihn ist das besonders schwierig, denn nur ein ranghöheres Lebewesen schickt das Rangniedrigere zurück. Bernie hat sich stark mit dem Kopf gewehrt. Ich habe ihn aber dann nach jedem geschafften Schritt ausgiebig mit der Stimme gelobt und ihm eine Pause gegeben.

Nun habe ich erste Longierversuche probiert. Bei dem Versuch, seine Schulter auf den Kreis zu schicken, sprang Bernie galoppierend mit teilweise schon geöffnetem Maul auf mich zu und wollte mich beißen. Ich hatte „alle Hände voll“ zu tun, um den Angriff abzuwehren und wieder meinen persönlichen Raum in Erinnerung zu bringen. Ich habe einige Versuche gebraucht, und dann hat es geklappt, er lief auf dem Longenkreis. Ich musste genau aufpassen und immer seine Schulter im Blick behalten, damit er nicht erneut angreift. Sein Gesichtsausdruck dabei wirkte genervt, er musste sich ja nun mit der für ihn neuen Situation auseinandersetzen. Anschließend ließ er sich aber erstaunlich gut seitwärts schicken an der Bande.

 

Tag 3: Heute wollte er nur 1x beim Putzen beißen. Auf den Zirkel ließ er sich sofort schicken, später nur 2 versuchte Angriffe auf mich. Ich habe ihm heute eine Stange auf den Zirkel gelegt, so dass er mehr darauf achten muß, wo er seine Füße hinsetzt. Das haben wir gut gemeistert im Schritt+Trab. Beim Seitwärts an der Bande waren seine Ohren leicht angelegt. Das Rückwärts war immer noch schwer, aber schon besser. Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis!

 

Tag 4: Super!!! Heute KEIN Beißversuch beim Putzen, KEINE versuchten Angriffe auf dem Platz. Bernie ließ sich gut longieren. Ich konnte später sogar im Schritt stehen bleiben, ohne mich mitzudrehen. Bernie ist auf dem Kreis geblieben, auch hinter mir J

Seitwärts ging auch leichter mit einem neutraleren Gesichtsausdruck. Bei dem Rückwärts hat er schon noch etwas „gemeckert“, aber wir haben immer so 4-5 gute Tritte am Stück geschafft. Bernie hat an allen Tagen viel gekaut und auch zwischendurch abgeschnaubt, immer ein gutes Zeichen! Heute auch allgemein mehr Wechselspiel der Ohren, sie kamen mehr nach vorne, was schon zeigt, dass Bernie seine Einstellung zu dem ganzen langsam ändert. Ich bin sehr glücklich mit dieser Entwicklung in den paar Tagen. Danke, Bernie!!!

 

3. Susi, Shetland-Pony

 

Mit Susi hatte ich an 2 Tagen das Vergnügen.

 

Tag 1: Susi wollte sich anfangs nicht von mir einfangen lassen. Ich näherte mich immer nur so weit an, wie ich sehen konnte, dass es in Ordnung für sie ist. Als ich dann bei ihr angekommen war, streichelte ich sie langsam und ruhig überall. Sie sollte spüren, dass ich ihr nichts tue. Erst als ich sie überall berühren konnte, legte ich das Halfter an. Sie kam gut mit zum Putzen. Auch putzen lässt sie sich gut, steht ruhig, allerdings hat sie teilweise Probleme, einen Hinterhuf zu geben und oben zu halten. Hier habe ich mehrfach mit viel Ruhe probiert und (ganz wichtig) nach jedem von mir gewollten Absetzen der Hufe das jeweilige Bein gestreichelt.

Auf dem Platz hat sie alles gut mitgemacht ohne Angst. Also, mit der Gerte abstreichen, Vor- und Hinterhand weichen, rückwärts richten, korrektes Führen-Halten-Rückwärts, Longieren, seitwärts und erste Versuche, dass Susi alleine eine 8 läuft.

 

Tag 2: Heute war Susi wieder verunsichert, als ich sie holen wollte, sie ist aber nicht weg gegangen, wohl hat sie aber darüber nachgedacht. Ich ging sofort wieder ein paar Schritte zurück. So fühlte Susi sich nicht so in die Enge gedrängt. So kam ich ihr durch Annäherung und Rückzug näher, streichelte sie wieder überall, und als sie mir den Kopf zuwandte, durfte ich sie aufhalftern. Dann beim Putzen hat sie auch alle 4 Hufe gleich gut gegeben. Ich freue mich sehr! Ich hatte mit Susi heute kein Training auf dem Platz.

 

4. Paulchen, Haflinger

 

Mit Paulchen habe ich an 2 Tagen was gemacht.

 

Tag 1: er kommt gut mit, lässt sich überall putzen, zeigt dabei keine Angst.

Auf dem Platz hatte er große Angst vor dem Ball. Wir haben uns mit viel Geduld durch Annäherung und Rückzug dem Ball nähern können. Das hat einiges an Zeit in Anspruch genommen, und als Paulchen direkt vor dem Ball stehen konnte und auch noch seine Nase darauf gelegt hat, haben wir für diesen Tag die Trainingseinheit beendet.

 

Tag 2: Heute war es für Paulchen schon ok, dass der Ball vor ihm gerollt wurde. Insgesamt war bei Paulchen ein Wechsel zwischen sicherem und gutem Mitmachen und plötzlicher Angst zu beobachten, auch während des Longierens. Leider weiß man ja auch nie genau, was er früher einmal alles erlebt hat. Ich habe mit ihm auch an der Plane geübt. Er hat sich anfangs nicht wirklich mit dieser auseinander gesetzt, er ist eher „mit Augen zu und durch“ darüber gelaufen. Es wurde besser, als ich ihn nach jedem Überqueren sofort der Plane zuwandte, so dass er eben nicht lernt, vor dieser wegzulaufen. Später konnte Paukchen sogar auf der Plane stehen bleiben, ein toller Erfolg. Ich schätze ihn wie ein Pferd ein, dass auch viel Sicherheit und Wiederholungen braucht, erst Vertrauen entwickeln muß, aber bei regelmäßigem einfühlsamem Training recht schnell sicherer werden würde.

 

5. Ben, Shetland-Pony

 

Mit Ben habe ich einmal was gemacht.

 

Tag 1: Ben kommt gut mit, steht ruhig, lässt sich gut putzen und hat auch auf dem Platz die Übungen gut mitgemacht. Er lässt sich aber schwer rückwärts richten.

 

 

Mir haben diese 5 Tage sehr gut gefallen, ich nehme viel mit aus den Tagen, und ich konnte einiges von den Pferden lernen. Die Pferde sind sowieso die besten Lehrer.

Vielen lieben Dank für die Möglichkeit, hier mit den Pferden sein zu können. Das war wirklich ganz toll  !!! DANKE !!!



Hier finden Sie mich

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Myriam Richter

Pferdepsychologin (ATN)

Sühlener Strasse 6

23843 Travenbrück

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